Über Europa

Ein Telefongespräch
von Breuer, Grenzfurthner und Anonym

(Aktivierung der Tonbandaufzeichnung)

Anrufer: ... ok ... die Nummer des Europatelefons der Österreichischen Bundesregierung ... (Wahl der Nummer) ... hmmm ... es ist besetzt, sie bitten um etwas Geduld ...

Europatelefon: Europatelefon.

Anrufer: Ah, ja ... guten Tag.

Europatelefon: Grüß Gott.

Anrufer: ... ich möchte mich über Europa informieren, dahingehend, was die Bundesregierung für eine Meinung dazu hat. Ich glaube, ich bin da bei ihnen richtig. Inwiefern denn noch die christlichen Grundwerte sozusagen hineinspielen in das Konstrukt Europa. Sind die nicht am Verfallen?

Europatelefon: Die christlichen Grundwerte?

Anrufer: Ja. Prinzipiell würde ich sagen haben Religionsdinge in den EU-Demokratien nicht mehr viel mit der Bundesregierung zu tun. Außerdem sind religiöse Grundwerte Sache von einzelnen Menschen. Also ich weiß nicht, wir sind ja nicht wie früher ein Staat, der sich auf einer Religion aufbaut.

Europatelefon: Ja?

Anrufer: Wir sind ein Rechtsstaat. Insofern, ich weiß nicht. Das Thema kann man geschichtlich angehen, philosophisch oder subjektiv. Ich weiß jetzt nicht so genau ...
Na ja, irgendwie ist Europa ja schon christlich geprägt. Die Minister sagen ja auch "Helf mir Gott" oder "So wahr mir Gott helfe" oder so wenn sie vereidigt werden. Nicht? Das sind ja schon Sachen wo man sagt - ok - Österreich ist aufgebaut auf christlichen Grundwerten.

Europatelefon: Aha.

Anrufer: Und es trifft ja auch zu bei Europa, sozusagen. Europa besteht ja auch zu 100% aus Staaten, die sich auf die christlichen Grundwerte berufen.

Europatelefon: Ja aber was schließen wir jetzt daraus?

Anrufer: Ich schließe folgendes daraus ...

Europatelefon: Ja bitte?

Anrufer: Es geht darum, dass nämlich ich jetzt erfahren habe durch eine Diplomarbeit von Magistra Ruth Kutalek, dass in der EU nicht [längeres unverständliches Gestammel] ... also dass in dieser Forschungsarbeit herauskommt ... [unverständliches Gestammel] ... was darauf zurückweist, dass es sich um Fliegenpilze dreht.

Europatelefon: Worum dreht sich’s??

Anrufer: Fliegenpilze. Und hier steht zum Beispiel in dieser Diplomarbeit, dass das Christentum und das Judentum eigentlich Fliegenpilzkulte waren. Und in der geschichtlichen Folge beruft sich jetzt die EU natürlich darauf, ohne das publik zu machen. Und da wäre jetzt zu diskutieren, inwieweit das jetzt eine Auswirkung hat auf die Drogenpolitik in den Niederlanden.

Europatelefon: Hm?

Anrufer: Ich will ihnen das mal vorlesen: "Nach Allegro haben Judentum und Christentum ihren Ursprung in einer präsemitischen Kultur, die 2000 bis 3000 Jahre vor der frühesten Niederschrift des alten Testaments in Mesopotamien blühte und in der der Fliegenpilz eine herausragende Rolle spielte ... Das Buch Allegros ist eine philologische Studie. Es basiert auf der Erkenntnis, dass das Sumerische eine Brücke zwischen den indoeuropäischen Sprachen und der semitischen Sprachgruppe darstellt, und daher auf eine gemeinsame Kultur hinweist ... Das frühe Christentum war nach Ansicht Allegros ein geheimer Mysterienkult, in dem Amanita muscaria als Rauschdroge verwendet wurde, um mit dem Fruchtbarkeitsgott in Verbindung zu treten. ... nur mündlich weitergegeben ... zwingende Gründe der Schrift anvertraut ... Das Wissen um die Verschlüsselung ... verschüttet ... Das Christentum war nur noch leere Hülle ... Das Neue Testament ist voll von verschlüsselten Anspielungen auf den Heiligen Pilz ... so führt Allegro z. B. den Beinamen Petrus' - Ba-Jona auf das sumerische BAR-IA-U-NA zurück, das soviel bedeutet wie 'Kapsel der Fruchtbarkeit' oder 'Schoß', das mit einigen Pilznamen zusammenhängt, die sich auf den kleinen 'Schoß' oder die Vulva beziehen, ..."

Europatelefon: (Leise) Jetzt sind wir bei der Vulva.

Anrufer: "... aus welcher der Stiel des Pilzes wächst. Auch unsere Pfingstrose oder Päonie geht auf dieselbe Wurzel zurück. Zitat: 'Zweifellos wurde der Name auf die Blume übertragen, da ihre Blüten in der Farbe dem rotbekappten Pilz gleichen.' Die Pfingstrose war somit ein unverfänglicher Code für den Fliegenpilz ..."
Und da ist jetzt die Frage, räusper, wenn Europa sich auf den Fliegenpilz beruft ... also eigentlich erst auf das Christentum und dann erst auf den Fliegenpilz ... aber gut ... da ist ja jetzt zu diskutieren, wie sich das mit der Politik in der rot-grünen Koalition in Deutschland jetzt ändern wird in Europa. Also, das ... äh ... ja ... das wird sich zeigen. Inwiefern sich das verändern ... und ... ich sehe da ganz klare Analogien zu christlichen Grundwerten und das Berufen der ... äh ... europäischen Union und der einzelnen Staaten auf das Christentum.

Europatelefon: Sie berufen sich auf den Fliegenpilz, auf die Drogenpolitik, den kleinen Schoß der Pfingstrose und schließen daraus, dass sich die EU doch aus christlichen Werten aufbaut. Folge ich dem richtig?

Anrufer: Na wenn sie das so vereinfachen wollen, dann gut ... aber dann ist da die Frage, was das für christliche Werte sind, das macht mich dann schon stutzig.

Europatelefon: Ich weiß nicht, ich würde mich da eher an irgendeine Diözese wenden, wenn sie so tiefe Gedanken zum christlichen Glauben haben. Wir sind einfach nur Fachinformation von A bis Z. Also ziemlich simpel, nicht so sehr ins Philosophische hineingehend.

Anrufer: Naja ... aber das sind ja nun Aspekte, bei denen man sich denken kann, dass da die Europäische Union auch versucht, den Bürgern auch etwas zu verschweigen.

Europatelefon: Meinen sie?

Anrufer: Ja. Wenn nicht mal sie informiert sind.

Europatelefon: Tja, das kann natürlich sein. Also an die wirklich hohen Führungskräfte - sozusagen - in der EU kommen wir ja nicht ran. Wir sind ja hier nur ausführendes Organ der österreichischen Bundesregierung. Wir können hier - sag ich mal - nur über die simplen, profanen Dinge, die die EU betreffen - soweit wir können.

Anrufer: Ja. Klar. Das wird zu verfolgen sein. Zumal die Geschichte der EU, wie die entstanden ist und von wem das gehandhabt wurde ... das ... das war ja auch kein demokratischer Prozess. Wenn man sich ankuckt, dass Adenauer ja tiefgläubiger Katholik war ... hallo ... sind sie noch da?

Europatelefon: Ja, ich bin noch da.

Anrufer: Und ... und ... er ja auch mit 90 Jahren ein stattliches Alter erreicht hat in seiner Kanzlerschaft ... was ja auch auf den Fliegenpilz zurückführt. Also ...

Europatelefon: Ich sage ihnen nochmal ... ich bin da absolut überfragt und ich möchte mich da auch nicht wirklich äußern zur Drogenpolitik im Zusammenhang mit hebräischer Fliegenpilznennung. Wirklich. Ich steige da einfach aus, da muss ich passen. Ich muss sie bitten, wenn sie sich für christliche Werte interessieren, sich an die katholische Kirche oder die protestantische zu wenden. Aber wir sind da wirklich überfragt.

Anrufer: Nun ja das Abschließende ist, ... wenn sich jetzt die Drogenpolitik dahingehend ändernd ... jetzt nach 50 Jahren wo sie sich trauen ... die da oben ... sozusagen ... und das alles jetzt wieder publik wird für uns kleine Leute von der Straße, dann ist auch die Frage, inwieweit das Spannungen bedeutet zwischen Amerika und Europa, weil Amerika sich ja eine sehr rigorose Drogenpolitik leistet.

Europatelefon: Stimmt ... das steht in den Sternen. Das kann wohl niemand voraussagen ...

Anrufer: Ja das wird noch ... ja ... das wird noch zu überprüfen sein. Ok. Ähem. Ja am besten kann ich ihnen nur sagen, dass sie sich da auch schlau machen sollten.

Europatelefon: Ich werds versuchen.

Anrufer: Ok. Ich kann ihnen da Literatur geben. Und zwar besonders die Diplomarbeit zur Erlangung eines akademischen Grades einer Magistra der Philosophie ...

Europatelefon: Aha.

Anrufer: An der Universität Wien, eingereicht von Ruth Kutalek. Und zwar heißt die "Ethnomykologie des Fliegenpilzes", sehr interessant.

Europatelefon: Klingt so.

Anrufer: Ok, danke vielmals.

Europatelefon: knack ... piep piep piep ...

Anrufer / monochrom Gespräche (2000-2004)

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