| DER GEBURTSTAG DES KAPITALISMUS
 
 Liebe Festgemeinde! Wir stehen am 
              Anfang des 21. Jahrhunderts... und das Wassermannzeitalter fängt 
              ja gut an: Die ArbeiterInnenschaft ist in die Gesellschaft integriert, 
              ArbeiterInnenbewegung und Marxismus haben ihre historische Mission, 
              nämlich zu scheitern, erfüllt. Der Kapitalismus ist zum 
              planetarisch geschlossenen System geworden. Nirgendwo mehr ist Leben 
              jenseits von Wert, Ware, Geld, Arbeit und Staat möglich. Der Kapitalismus 
              ist ein System ohne Zentrum. Er ist reine Peripherie, wie Umberto 
              Eco das einst nannte, und deswegen kann man ihn nicht ins Herz treffen, 
              wie die Roten Brigaden das in den 1970ern verlangten. Das System 
              hat kein Herz. Es ist vielmehr der reine Blutkreislauf, der -- unentwegt 
              und scheinbar schon immer -- die Kapitalströme um unsere kleine, 
              rostbraune Erde pumpt. 
 Der Kapitalismus ist wie Christo: Er hat es geschafft, aber kaum 
              jemand will ihm dafür gratulieren.
 Im Jahr der 
              großen Jubiläen ist es aber mehr als nur angebracht auch 
              dem Kapitalismus ein Ständchen zu bringen. Denn wenn er schon 
              kein Herz hat, dann muss er aber zumindest einen Geburtstag haben. 
              Sonst wäre er ja ohne Anfang und folglich auch... ohne Ende. 
              Und das wollen wir ja nun auch wieder nicht. Der Kapitalismus, 
              so will es uns das bildungsbürgerliche Wissen vermitteln, sei 
              eine Wirtschaftsordnung, die den Feudalismus und das bürgerlich-handwerkliche 
              Stadtwesen im 17. Jahrhundert ablöste.Das ist uns monochroms aber zu vage. Wenn schon etwas "wissen", 
              dann wenigstens genau. monochrom bat zehn ForscherInnen aus unterschiedlichen 
              Gebieten, sich Gedanken über den Geburtstag des Kapitalismus 
              zu machen und diese Gedanken in Textform zu gießen. Danach 
              wurden die Texte von SchauspielerInnen, RadiomoderatorInnen und 
              PerformancekünstlerInnen eingesprochen.
 Erstmal wurde 
              im Kunstverein Baden am 11. März 2005 eine Birthday Party gefeiert. Also, 
              Prosit!Auf den organlosen Körper, der es zu was gebracht hat!
 
 Nächste 
              Präsentation im Rahmen von "Position 02: Arbeiten" 
              im Haus der Architektur, Graz. 
              Vernissage am Samstag, den 23. September 2006, 17:15. |